Teddy, um 1920
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Sabine Schastock zusammen mit ihrer Familie aus dem heute zu Polen gehörenden Oberschlesien vertrieben. Auf ihrer Flucht nach Westdeutschland begleitet die sechsjährige Sabine dieser Teddybär. Mit dem Kriegsende 1945 beginnt die Vertreibung von Deutschen und deutschstämmigen Familien vor allem aus Polen, aus den Ostgebieten, aus der Tschechoslowakei, zum Teil auch aus Ungarn, Rumänien und Jugoslawien. Die polnischen, tschechischen und andere staatliche Behörden erteilen Ausweisungsbescheide an die Familien. Zusätzlich üben vor allem die Polen und Tschechen massiven Druck in den Dörfern und Städten aus, gewalttätige Ausschreitungen sind nicht selten. Wie viel und was die Vertriebenen mitnehmen dürfen, hängt allein von der Willkür der die Vertreibung überwachenden Soldaten und Beamten ab. Der Teddybär ist der einzige persönliche Besitz, den Sabine Schastok mitnehmen kann. Er ist ihr Trostspender und einziger Freund während der Zwangsumsiedlung und in späterer Zeit alleiniges Erinnerungsstück an die alte Heimat. Viele Menschen heben Erinnerungsstücke aus ihrer Kindheit bis ins hohe Alter auf. Wenn es jedoch wie bei Sabine Schastok nur ein einziges Objekt aus dieser Zeit gibt, erfährt es eine erhebliche Wertsteigerung.
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Sabine Schastok