Schmuckschachtel, um 1940
Else Arnecke wird 1911 in Bremerhaven geboren. Die Stadt ist zu der Zeit ein Auswandererhafen: Über 7,2 Millionen Europäer brechen von hier nach Übersee auf. Mit 18 Jahren wandert sie selber nach New York aus. Dort arbeitet sie zunächst als Au-pair-Mädchen, bevor sie 1931 im neu eröffneten Waldorf-Astoria Hotel als Servierkraft beginnt. Nach erfolgreichem Besuch der Abendschule wechselt sie 1936 in die Buchhaltung, wo sie die Hotelrechnungen für zahlreiche berühmte Personen erstellt, so auch für den Herzog von Windsor und seine Frau Wallis. 1942 kehrt sie mitten im Krieg für ihre kranke Mutter nach Deutschland zurück, ein Entschluss, den sie oft bereut – sie kommt nicht zurecht mit den „Nazis”. Nach dem Tod der Mutter geht sie 1951 wieder nach New York, wo sie weiter als Buchhalterin in den luxuriösesten Hotels arbeitet: dem Waldorf-Astoria, dem St. Regent und dem Carlyle. 1971 kehrt sie nach Bremerhaven zurück, wo sie 2011 stirbt.
Die kleine rote Schachtel ist ein sehr persönliches Erinnerungsstück einer Frau, die stolz auf das war, was sie erreicht hat: Sie konnte sich ein Schmuckstück von einem Juwelier in einem der besten Hotels der Welt leisten. Ohne Ausbildung, ohne wohlhabende Eltern ist es ihr in den 1930er Jahren gelungen, Karriere zu machen – in einem fremden Land, in einer fremden Sprache. Dafür hat sie viel investiert: zunächst die jahrelange Doppelbelastung mit Beruf und Abendschule, später unzählige Überstunden und kaum ein Privatleben. In Deutschland hätte sie das so nicht geschafft, rückblickend schreibt sie über Amerika: „… das Land, das mich in meinen jungen Jahren so herzlich aufgenommen hat. Das Land, das mein Leben geprägt hat, das Land, das gut zu mir war.”
© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Else Arnecke