Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

Oktober 2025

Miniaturmodell "Raumschiff Enterprise", 1992

Größe

ca. 2,5 x 6,2 x 8,7 cm

Material

Zinn

Schenkung

Familie Kamp

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Historische Einordnung

„Mr. Spock ist einer meiner Helden.“

Die Miniatur-Enterprise wird 1992 hergestellt, zu dieser Zeit hat die Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise bereits Kultstatus erreicht und das nicht nur in den USA, sondern weltweit. In Deutschland wird Raumschiff Enterprise bereits seit den frühen 1970er Jahren ausgestrahlt. Das Star Trek Universum beschreibt eine Utopie, in der die Menschheit deutliche Fortschritte in Richtung einer liberal-humanistischen Zukunft gemacht hat und unter der sogenannten Sternenflotte verschiedene wissenschaftliche Expeditionen im Weltall unternimmt. Diese Entwicklung steht hier auch im Kontrast zu den politischen und sozialen Umständen in den USA zu der Entstehungszeit von Star Trek. Nach verschiedenen Analysen gilt die Serie vor allem als Kritik an der US-amerikanischen Politik und am sogenannten Kalten Krieg. Außerdem werden Thematiken wie Rassismus und Sexismus durch die Utopie kritisch reflektiert.

Zeitgleich zur Herstellung der Miniatur-Enterprise steigt weltweit in den 1990er Jahren die Zahl sogenannter Expat-Arbeitsmigrant:innen. Unter Expatriate (kurz Expat) versteht man gegenwärtig eine hochqualifizierte Fachkraft, die für ein internationales Großunternehmen tätig ist und die im Rahmen eines Projektes in ein anderes Land entsendet wird. Diese Art der Arbeitsmigration ist gekennzeichnet durch eine vorab festgelegte zeitliche Befristung und durch die bestehende Gebundenheit der Person an das Entsendungsland. Beide Phänomene, der Aufstieg von Star Trek zur Massenkultur und der Expat-Migration stehen im Zeichen einer zunehmenden Globalisierung seit der Neuzeit.

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Kurzbiographie

„Ich sah mich nicht Molekülen hinterherrennen.“

Norbert Kamp wird 1970 im rheinlandpfälzischen Bald Salzig geboren. 1989 tritt an der Universität Bonn sein Chemiestudium an und entscheidet sich seine Diplomarbeit in Großbritannien zu schreiben. 1994 zieht er hierzu nach York um. Sein ursprünglicher Plan nach einem Jahr wieder nach Deutschland zurückzukehren wird von dem Angebot seine Doktorarbeit in Verbindung mit einem Vollstipendium durch das Großunternehmen Unilever durchkreuzt. Seine beruflichen Ambitionen liegen nicht in der Forschung, sondern im kommerziellen Bereich und so schließt er nach Abschluss seiner Promotion einen Arbeitsvertrag mit BP [British Petroleum, Ölindustrie] ab. 1998 tritt er seine erste Stelle bei BP in Hull (UK) an, um dort für ein Jahr zu arbeiten.

Als Expat migriert Norbert Kamp erst nach Deutschland zurück, darauf folgen berufliche Projekte in und Migration (gemeinsam mit seiner Partnerin Sarah, die gebürtige Britin ist) nach Amsterdam, Kiew, Los Angeles, Chicago und schließlich London. Das Paar heiratet 2001 im österreichischen Mayrhofen im Zillertal. Die Söhne Henry und Benno werden 2009 und 2014 in Chicago geboren, haben bis heute 3 Staatsangehörigkeiten (Britisch, Deutsch, US-Amerikanisch) und sind bilingual. Im Jahr 2017 entscheidet sich Norbert Kamp für eine berufliche Neuorientierung und verlässt das BP-Unternehmen. Seine Jahre und Erlebnisse als Expat beschreibt er als „privilegiert“ und „Rundum-Sorglospaket“.

Heutzutage lebt Familie Kamp in Hamburg und Norbert Kamp arbeitet bei GIDARA Energy in Amsterdam, somit erlebt er heute sogenannte Pendelmigration, die er wöchentlich mit dem Flugzeug bewältigt.

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Bedeutung des Objektes

„Eine Art zu Denken haben wir mitgenommen von unserer 'Rundreise': Dinge kritisch zu hinterfragen, ein Can-Do-Attitude, eine Direktheit, eine Anpassungsfähigkeit.“ 

Die Passion für die Science Fiction insbesondere für das Star Trek Universum wird Norbert Kamp in die Wiege gelegt, seine Mutter begeisterte sich für Science Fiction und reichte dies an ihren Sohn weiter. Zeit seines Lebens besucht Norbert Kamp als Trekkie [umgangssprachlicher Begriff für einen Fan des Star Trek Franchises] Conventions, Großveranstaltungen, auf denen sich Gleichgesinnte treffen und auch Prominente aus den jeweiligen Fandoms kennenlernen können. Auf einer Convention während seiner Zeit in den USA erwirbt er das Modell von Raumschiff Enterprise. Besonders fasziniert ist der Chemiker von der Reflexion „urähnlicher zwischenmenschlicher Interaktionen“ bei Raumschiff Enterprise. Dies spiegelt sich auch in seiner vielfältigen Migrationsbiographie wider. Stets reflektiert er über die unterschiedlichen sozio-kulturellen Erlebnissen, dabei sieht er prinzipiell Positives und Negatives gleichzeitig. Auch seine Partnerschaft und sein Familienerlebnis sind geprägt von Reflexion und migrantischen Einflüssen.

In der Sonderausstellung „Verlockung Weltall – Auswandern auf Mond, Mars, Venus“, die noch bis zum 06. Januar im Deutschen Auswandererhaus zu sehen ist erleben sie unter anderem klassische Werke der Science Fiction und welche Träume oder auch Alpträume der Menschheit damit in Verbindung stehen.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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