Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

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November 2023


Pinzette, um 1950

Größe

11,5 x 1 cm

Material

Metall

Schenkung

Dr. Anita Zeman

Historische Einordnung

In Australien herrscht in den 1950er Jahren Arbeitskräftemangel, weshalb das Land im Ausland um Fachkräfte wirbt. Anders als die BRD oder die DDR, die auf zeitlich begrenzte Arbeitsmigration setzen, wirbt Australien zu dieser Zeit um Einwander:innen, die sich dort langfristig niederlassen wollen.

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Kurzbiographie

Werner und Margarete Oberländer wohnen in den 1950er Jahren mit ihren Kindern Helmut und Anita in Stuttgart. Beide Eltern sind nicht in Baden-Württemberg aufgewachsen: Werner kommt aus Chemnitz und Margarete flüchtete als Folge des Zweiten Weltkriegs aus Pommern. Das gemeinsame Haus in Stuttgart hat Werner selbst gebaut. Die Eltern erzählen ihren Kindern später, sie hätten Werbung für die Auswanderung nach Australien gesehen, die mit guten Berufsaussichten lockte. Im Jahre 1960 verlässt die Familie Stuttgart, um über Bremerhaven nach Australien auszuwandern. Tochter Anita, damals Drittklässlerin, erzählt als Erwachsene von der Abfahrtssituation. Neben der Musikkapelle, die zum Abschied Heimatlieder spielte, sind ihr vor allem zwei Emotionen in Erinnerung: Die Trauer der Verwandtschaft an der Kaje – und ihre eigene Aufgeregtheit und die Lust auf das vor ihr liegende Abenteuer.

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Bedeutung des Objekts

Der Uhrmacher Werner Oberländer nimmt Drehbank und Werkzeug mit, um in Australien seinen Beruf weiter ausüben zu können. Ein Teil davon ist diese Pinzette. Dieses Vorhaben stellt sich allerdings trotz der Werbung Australiens um Fachkräfte als schwieriger heraus, als angenommen. Das erste halbe Jahr verbringt die Familie im Bonegilla-Einwanderungscamp, etwa 300 km von Melbourne entfernt. Die Kinder gehen in dieser Zeit nicht zur Schule. Der Vater findet keine Arbeit als Uhrmacher, weshalb die Familie über Melbourne weiter nach Sydney und Wollongong reist und sich schließlich in Oak Flats niederlässt. Eine Stelle als Uhrmacher findet er nicht, stattdessen arbeitet er in einem Stahlwerk. Es ist für ihn zunächst auch nicht möglich, sich selbstständig zu machen – von zuhause darf er kein Geschäft führen. Erst nach einem Jahrzehnt in Australien schafft er es, Land zu kaufen, ein Haus zu bauen und seine eigene Uhrmacherwerkstatt zu eröffnen.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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