Objekt des Monats
Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.
Juni 2020
Taufschein von Ebeling Johannes Veenhuis aus dem Jahr 1931
Taufschein vom 15.1.1931 in Jamaica, County Queens, New York; anlässlich des „Global Days of Parents“, dem Weltelterntag, am 1. Juni.
Material | Papier |
Maße | 19,0 cm x 12,5 cm x 0,1 cm geöffnet: 19,0 cm x 25,0 cm |
Schenkung | Hanna Veenhuis |
Historische Einordnung
Dieser Taufschein aus dem Jahr 1931 wurde in der Grace Lutheran Church der Stadt Jamaica im Bundesstaat New York ausgestellt. Elf Jahre zuvor war die Kirche von Deutschen gegründet worden. Die Sprache des Taufscheins ist dennoch Englisch. Noch bis Ende des 19. Jahrhundert war das für eingewanderte Deutsche ungewöhnlich: Neben deutschen Schulen gab es auch viele Kirchen, in denen die Gottesdienste auf Deutsch gefeiert wurden. Mit den immer offensiver zur Schau getragenen Weltmachtansprüchen des neugegründeten Deutschen Reiches wuchsen die Spannungen zwischen Amerikaner:innen und Deutschen. Spätestens mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 und dem Kriegseintritt der USA 1917 mussten sich die deutschen „Bindestrich-Amerikaner“ dann entscheiden: Deutschland oder Amerika. Deutsche Schulen und Kirchen wurden weniger und Englisch zur Hauptsprache auch unter deutschen Immigrant:innen.
Kurzbiographie Ebeling Johannes Veenhuis
Ebeling Johannes Veenhuis wird am 29. Dezember 1929 in den USA geboren. Dorthin waren seine Eltern im selben Jahr von Deutschland ausgewandert. Die Anfangszeit mitten in der Weltwirtschaftskrise ist hart für die jungen Eltern. Sie arbeiten in einem Hotel, das von einer deutschen Familie betrieben wird. Zum Leben für die kleine Familie reicht es kaum. Bald nach seiner Taufe, 1931, wird der damals knapp zweijährige amerikanische Staatsbürger Johannes von seinen Eltern aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach Deutschland gebracht, wo er bei seiner Tante und seinem Onkel in Papenburg aufwächst. 1947, als Achtzehnjähriger, geht Johannes auf Drängen seines Großvaters in die USA – zu seinen Eltern. Doch die sind für Johannes beinahe Fremde. Sie hatten zwar regelmäßig Pakete aus den USA geschickt, aber persönlich hatte er sie seit 1931 nicht mehr gesehen. In Amerika arbeitet Johannes zunächst als Gärtner, seinem Ausbildungsberuf. Da er als amerikanischer Staatsbürger wehrdienstpflichtig ist, wird er im Alter von 21 Jahren eingezogen und als Besatzungssoldat nach Deutschland geschickt. 1952 lernt er dort bei einem Tanz Hanna kennen. Der Liebe wegen lässt sich Johannes 1953 aus der Army entlassen und bleibt in Deutschland. In den USA hat er sich nie richtig heimisch gefühlt. Im selben Jahr kehren auch seine Eltern aus den USA zurück und eröffnen eine Gaststätte in Zetel. Dorthin ziehen auch Johannes und Hanna nach ihrer Hochzeit 1957. Hanna eröffnet dort ein Lebensmittelgeschäft und später übernehmen sie die Gastwirtschaft der Eltern. 2012 stirbt Ebeling Johannes Veenhuis in Deutschland.
Bedeutung des Objekts
Die Eltern von Ebeling Johannes Veenhuis mussten die harte Entscheidung treffen, sich von ihrem Sohn zu trennen und ihn in die Obhut ihrer deutschen Familienangehörigen zu geben, um ihm ein wirtschaftlich gesichertes Heranwachsen zu ermöglichen. Bis heute leben Familien getrennt voneinander, weil die Eltern oder ein Elternteil im Ausland arbeiten. Die Vereinten Nationen (UN) haben 2012 per UN-Resolution einen weltweiten Tag zu Ehren der Eltern erklärt: Am 1. Juni ist der „Global Day of Parents“, der Weltelterntag. An diesem Tag werden Eltern geehrt und ihre Hingabe, Opferbereitschaft und Fürsorge für ihre Kinder anerkannt.
Haben auch Sie …
… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0 oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de