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Fernando Valero

* 1958 Guayaquil/Ecuador

Einwanderung nach Bremerhaven: 1988

Fernando Valero wuchs in „zwei Welten“ auf: Er lebte mit seiner Familie in einem Slum in Ecuador, besuchte jedoch bis zur sechsten Klasse – bis zum Ende der Grundschulzeit – durch Kontakte seiner Mutter eine Privatschule. Sie war es auch, die besonderen Wert auf eine gute Bildung ihrer fünf Kinder legte. Nach seiner Schulbildung verfolgte Fernando Valero verschiedene akademische Ziele und Ausbildungen: Dem Wunsch seines Vaters entsprechend studierte er zunächst Medizin, begann gleichzeitig eine Ausbildung zum Pastor und eine technische Ausbildung. Stets musste er in unterschiedlichen Anstellungen arbeiten um Geld zu verdienen; Freizeit blieb ihm dabei kaum. Während dieser bewegten Zeit studierte seine jüngere Schwester in Deutschland Ingenieurwesen. Als Fernando Valero 30 Jahre alt war, überzeugte diese ihn ebenfalls nach Deutschland zu ziehen, um dort zu studieren. So ging er 1988 zu seiner Schwester nach Hamburg. Sein Ziel war jedoch die Hochschule in Bremerhaven, wo er ab 1988 Lebensmitteltechnologie studierte.

Das Leben als Student in der Seestadt hielt einige Herausforderungen für Fernando Valero bereit. Nicht nur die deutsche Sprache musste er erlernen, sondern war ihm auch die Kommunikations- und Lebensweise fremd. „Ich bin Südländer und kam nach Norddeutschland. Was am Anfang schockierend war, habe ich gelernt zu lieben, zum Beispiel die sehr direkte, aber auch sehr ehrliche Art der Menschen hier.“

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Fernando Valero

Neu waren für ihn auch die Wechsel von Jahreszeiten und Schnee.

Auch als Student in Bremerhaven musste Fernando Valero Geld verdienen. So arbeitete er beispielsweise als studentische Hilfskraft für das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik. Durch die Erzählung eines Kommilitonen erfuhr er 1989, dass das Alfred-Wegener-Institut eine studentische Hilfskraft für die Eislabore der Glaziologie-Abteilung suchte.

„Es gab viele Leute, die diesen Job nicht machen wollten – Eiskernmessungen bei minus zwanzig Grad. Doch ich dachte, wow, das ist etwas, das ich gerne machen würde!“

Seitdem ist Fernando Valero bei den Glaziologen als technischer Angestellter tätig, seit 1996 ist er dort fest angestellt.

Während dieser Zeit nahm Fernando Valero an zehn mehrmonatigen Polarexpeditionen teil: viermal ging es – unter anderem auf der „Polarstern“ – in die Arktis, viermal nach Grönland; zwei Expeditionen fanden in der Antarktis statt. Als erster Ecuadorianer erreichte der damals 38-Jährige im Jahr 1996 den Nordpol.

Engagement gegen den Klimawandel

Unter der Leitung des Geophysikers Heinrich Miller gewannen Valero und die Arbeitsgruppe Glaziologie des AWI im Jahr 2007 als erste und bisher einzige Gruppe den „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ für herausragende Vermittlungsarbeit zur Klimaentwicklung, worauf der Familienvater auch heute noch besonders stolz ist.

Er nutzt in seiner Freizeit viele verschiedene Wege, um Wissen über Klimaveränderungen an die Öffentlichkeit zu tragen, etwa durch Unterricht an Kinderuniversitäten und durch Ausstellungen. Außerdem schreibt und illustriert er die Kinderbuchreihe „Paul und Napoleon“, dreht Kurzfilme und codiert Animationen, erschafft Kunstwerke aus hauchdünnen Eisscheiben oder komponiert „Bremerhaven – 4 Jahreszeiten“, indem er unterschiedliche Wetterfrequenzen in Musik umwandelt.

Als seine „größten Geschenke“ bezeichnet Valero seine Kinder und seine Frau Anna. Der gebürtige Südamerikaner liebt Bremerhaven, „die kleine Stadt am Meer“, wie er die Seestadt in seinen Kinderbüchern liebevoll nennt, und sagt von sich selbst: „Ich lebe länger in Bremerhaven als in irgendeiner anderen Stadt – ich bin Bremerhavener!“