Macario-Fassade-COPYRIGHT-Deutsches-Auswandererhaus

Ana Macario

*1963 in Rio de Janeiro/Brasilien
eingewandert nach Bremerhaven: 1996
ⴕ 2023 in Bremerhaven

"Das war natürlich eine extrem aufregende Umgebung. Man sitzt da mit berühmten Forschern der Plattentektonik und anderen weltbekannten Wissenschaftlern zusammen. "

"Gerade als Geophysikerin war es eine besonders aufregende, eine sehr erfrischende und interdisziplinäre Umgebung mit vielen wissenschaftlichen Diskussionen, alles war sehr ‚cutting-edge‘. Die Anforderungen an die Studenten waren sehr hoch, aber wenn man mittendrin ist, nimmt man es als eher positiven Stress wahr.“

Ana Macario promovierte an der Columbia University, Lamont Doherty Earth Observatory in New York und erinnert sich gerne an diese Zeit zurück. Geboren und aufgewachsen ist sie in Rio de Janeiro, Brasilien – dorthin waren ihre Eltern aus Portugal unabhängig voneinander eingewandert. Heute lebt und arbeitet sie in Bremerhaven. Der Weg hierhin wurde vor allem durch ihre akademische Laufbahn und ihren Ehemann beeinflusst.

Mit 19 Jahren bekommt Ana Macario ein Stipendium vom Naval Research Laboratory, das sie von Brasilien nach Oregon/USA führt. Dort absolviert sie den Bachelor und Master in Geophysik mit dem Schwerpunkt auf Meeres-Geophysik.

„Kurz danach habe ich ein Stipendium bekommen zu einer Eliteuniversität, der Columbia University in New York. Ich wollte eigentlich zurück nach Brasilien gehen, aber ich habe gedacht, wow, dieses Angebot ist ziemlich einmalig. Dann gehe ich doch nach New York und mache dort meine Doktorarbeit.“

Während der Zeit in New York lernt sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, einen Wissenschaftler aus Deutschland, der an der Columbia Universität im Bereich Physikalische Ozeanographie forscht. Gemeinsam wollen die beiden nach Ana Macarios Promotion nach Süd-Brasilien ziehen und eine Familie gründen. Dort wurden ihnen Stellen an der Rio Grande-Universität angeboten. Doch beim Besuch in Deutschland über Weihnachten 1995 eröffnet sich, zunächst für ihren Ehemann, eine Alternative: Ihm wird die Möglichkeit geboten, am Alfred-Wegener-Institut für Polar und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven zu arbeiten.

1.-Ana-Macario

Ana Macario

„Alles ging sehr schnell 1996. Innerhalb von zwei Monaten hat mein Mann, Hartmut Hellmer, seine Zusage am AWI bekommen und dann waren wir in Deutschland. Im Jahr davor, als ich die Hauptergebnisse meiner Doktorarbeit auf der AGU Konferenz in San Francisco präsentiert habe, traf ich einen Professor der Uni Bremen, der sehr an der Methodik und den Ergebnissen meiner Arbeit interessiert war. Er hat mir auf der Stelle eine Position an der Uni Bremen angeboten, falls ich mich irgendwann entscheiden sollte, nach Deutschland zu kommen. Ich habe ihn dann sofort kontaktiert und in der Tat bekam ich eine Nachwuchs-Stelle im Fachbereich Geowissenschaft an der Uni. Wir sind am 25. Juni 1996 in Bremerhaven angekommen, fünf Tage später habe ich dort angefangen zu arbeiten. Zu dem Zeitpunkt konnte ich noch kein Deutsch.“

Nach der Geburt ihres ersten Sohnes Hendrik verlagert auch sie ihren Arbeitsplatz nach Bremerhaven und beginnt am Rechen- und Datenzentrum des AWIs zu arbeiten. Bremerhaven ist bisher die Stadt, in der sie am längsten in einem Stück gelebt hat. Besuche in die anderen beiden wichtigen Hafenstädte in ihrem Leben – von und nach New York oder Rio de Janeiro – finden in unterschiedlichen Familienkonstellationen regelmäßig statt.

„Und das finde ich immer so fantastisch. Meine Kinder sehen Brasilien oder die USA mit ganz anderen Augen als ich, die dort aufgewachsen ist und lange gelebt hat. Und das finde ich ziemlich erfrischend. Die Kinder können das anders fassen. Mein jüngerer Sohn Lennart hat für ein High School Jahr in Michigan gelebt, sogar die Clinton-gegen-Trump Wahl mitbekommen. Damit hat er eine ganz andere Sicht entwickelt. Auch deswegen habe ich Probleme, mich nur mit einem dieser drei Plätze zu identifizieren."

"Ich denke, es ist wichtig, dass man flexibel und offen bleibt und immer versucht, die unterschiedlichen Kulturen zu verstehen.“