Sonderausstellung
Wurstfest
Das größte deutsche Volksfest in Amerika
Zum 50. Mal jährte sich 2010 das größte deutsche Volksfest Amerikas im texanischen New Braunfels. Hier werden die deutschen Wurzeln der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Hessen eingewanderten Vorfahren sehr hoch gehalten. Mit Dirndl, Polka, Ententanz und natürlich der Wurst wird seit 1961 das Wurstfest gefeiert. Den folkloristischen Stilmix entwickelten die Nachfahren der eingewanderten Deutschen. Ihr Deutschlandbild wird mit einem guten Schuss Humor zehn Tage lang ausgelassen gefeiert, in diesem Jahr vom 29. Oktober bis zum 7. November. Der Hamburger Fotograf Johannes Arlt hat das Wurstfest in atmosphärischen Bildern dokumentiert. Mehr als 30 seiner Aufnahmen sowie originale Wurstfest-Krüge, -Stühle und die Uniform-Weste des ehrenamtlichen Veranstaltungskomitees zeigte das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven in einer neuen Sonderausstellung vom 2. Oktober 2010 bis zum 31. März 2011.
New Braunfels spielt in der deutsch-amerikanischen Geschichte eine wichtige Rolle: 1845, als Texas noch weitgehend unbewohnt war, ließen sich hier die ersten deutschen Siedler nieder. Organisiert wurde die Auswanderung vom „Mainzer Adelsverein“ um Carl Prinz zu Solms-Braunfels. Dieser hatte an einer Furt des Guadalupe zwischen San Antonio und Austin für 1.111 US-Dollar mehr als 500 Hektar Land gekauft und am 21. März 1845 seine eigene Siedlung gegründet: New Braunfels. 4.000 Deutsche zogen in den ersten fünf Jahren in das Dorf, das inzwischen 50.000 Einwohner zählt. In Schulen, Kirchen und im Rathaus wurde noch bis zum Ersten Weltkrieg fast ausschließlich Deutsch gesprochen – Texasdeutsch, das sich aus verschiedenen deutschen Mundarten und Englisch zusammensetzt. Sogar die Tageszeitung erschien zweisprachig. Heute dominiert auch in New Braunfels die englische Sprache, gefolgt von Spanisch aufgrund der Nähe zu Mexiko. Doch noch immer finden sich im Alltagsleben deutsche Spuren: Das Maskottchen des lokalen Golfplatzes etwa ist ein Sepp in Lederhosen.
Der Vergnügungshöhepunkt im Terminkalender von New Braunfels ist das Wurstfest Anfang November. Dann ziehen sich die Männer ihre Lederhosen an, die Frauen schlagen im Dirndl auf und die ehrenamtlichen Organisatoren der „Texas-Wiesn“ tragen humorvoll den Ehrentitel „Opa“. Als das Wurstfest 1961 das erste Mal stattfand, war es noch ein kleines Treffen der Dorfschlachter. Heute lässt sich deutsche Lebenslust in Amerika nirgends besser feiern als in New Braunfels. Und so lockt das Volksfest inzwischen bis zu 120.000 Besucher an. Natürlich bietet das Fest nicht nur Wurst am Spieß, sondern auch andere deutsche Köstlichkeiten und Souvenirs wie Kuckucksuhren oder Dirndl.
Der Fotograf:
1981 in Hamburg geboren, absolvierte Johannes Arlt zunächst eine Ausbildung an der Berufsfachschule für Physiotherapie in Kiel, die er mit dem Staatsexamen abschloss. Nach kurzer Tätigkeit in diesem Beruf begann er 2006, sich freiberuflich der Fotografie zu widmen. Arlt lebt und arbeitet in Hamburg.
Ausstellungsansicht "Wurstfest. Das größte deutsche Volksfest in Amerika"