Porzellanbecher der Marke „Kahla“, um 1950

Erika Wohlers wird 1948 in Hainichen (heutiges Sachsen) als drittes Kind einer Flüchtlingsfamilie aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geboren. Nach einer Ausbildung zur Bibliothekarin in Weißenfels (heutiges Sachsen-Anhalt) studiert sie ab 1967 Archivwissenschaft und Geschichte in Berlin. Im November 1971 wird sie von der Staatssicherheit verhaftet und kommt in Untersuchungshaft. Man wirft ihr vor, DDR-kritische und West-Literatur zu verbreiten. Zudem versucht das Ministerium für Staatssicherheit, sie mit an der Humboldt-Universität verteilten, kritischen Flugblättern in Verbindung zu bringen. Im September 1972 wird Erika Wohlers wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Entlassen wird sie aufgrund einer Amnestie bereits im Dezember 1972. Weiter studieren darf sie allerdings nicht. Sie und ihr Ehemann stellen daraufhin einen Ausreiseantrag. Es folgen zwei Jahre, in denen sich die beiden infolge ihrer politischen Einstellungen bzw. ihres Ausreiseantrags wirtschaftlich kaum über Wasser halten können. Im Dezember 1974 erhält das Ehepaar schließlich die Genehmigung, in den Westen auszureisen. Im Gepäck befindet sich auch dieser Porzellanbecher. Er gehört zu den wenigen Dingen, die das Ehepaar Wohlers bei seiner Ausreise in die BRD mitnimmt. Die beiden befürchten, dass jeder Gegenstand mehr das Risiko steigen lasse, dass die Grenzbeamten einen Grund finden würden, sie doch nicht ausreisen zu lassen. Erika Wohlers Mutter gibt ihrer Tochter den Becher bei ihrem Abschiedsbesuch in Weißenfels als Erinnerungsstück an ihre Familie mit.
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© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Erika Wohlers

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1946–1989

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