Objekt des Monats

Jedes Objekt in der Sammlung des Deutschen Auswandererhauses erzählt eine ganz persönliche Auswanderungs- oder Einwanderungsgeschichte. In dieser Rubrik stellen wir Ihnen jeden Monat ein anderes Objekt vor – eine Fotografie, ein Dokument oder ein persönliches Erinnerungsstück.

März 2022

Trinkglas aus dem Jahr 2014

Material

Glas

Maße

11,8cm x 5,9cm

Schenkung

Ana Macario

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Historische Einordnung

Beim Fußball-WM-Halbfinale im Juli 2014 zwischen Brasilien und Deutschland verlor der Rekordweltmeister Brasilien mit 1:7. Mit dieser höchsten Niederlage, die je in einem WM-Halbfinale erzielt wurde, ging das Spiel in die Fußballgeschichte ein. Für viele Brasilianer:innen wurde das Ereignis zur „historischen Erniedrigung“ und „extrem schmerzhaften Situation“. Die große Enttäuschung wurde auch im Sprachgebrauch sichtbar. So sind „7:1“ und „Gol da Alemanha“ in Brasilien zu geflügelten Worten geworden, um auf einen Misserfolg oder ein Missgeschick zu reagieren. Anlässlich des Weltgeschichtentags am 20. März wird dieses Objekt durch einen Ausschnitt aus unserem Interview mit der Schenkerin vorgestellt, bei dem sie von den Nachwirkungen des „Schocks von Mineirão“ berichtet.

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Kurzbiographie

Ana Macario wird 1963 in Rio de Janeiro geboren. Ihre Eltern sind rund 15 Jahre zuvor aus Portugal eingewandert. Heute lebt und arbeitet sie in Bremerhaven. Der Weg hierhin wird vor allem durch ihre akademische Laufbahn und ihren Ehemann Hartmut beeinflusst. Nachdem sie mit 19 Jahren in Oregon, USA, den Bachelor und Master in Geophysik absolviert, beginnt sie an der Columbia University in New York mit ihrer Promotion. An der Eliteuniversität lernt sie einen deutschen Wissenschaftler kennen. Die beiden heiraten und planen eine gemeinsame Zukunft im Süden Brasiliens, denn dort haben sie beide Lehraufträge an einer Universität erhalten. Der Weihnachtsbesuch in Deutschland eröffnet durch ein Arbeitsangebot an ihren Ehemann Hartmut allerdings eine neue Perspektive: Bremerhaven. So zieht das Paar 1996 in die für Ana Macario dritte Hafenstadt ihres Lebens. Sie selbst arbeitet zunächst an der Universität in Bremen, wechselt dann aber nach der Geburt ihres ersten Sohnes auch an das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Besuche bei Freund:innen und Angehörigen in New York und Rio de Janeiro, unternimmt Ana Macario mit ihrer inzwischen vierköpfigen Familie regelmäßig.

Bedeutung des Objekts

Ana Macarios in Brasilien lebender Bruder schenkt ihr bei einem ihrer Besuche dieses Trinkglas, das anlässlich der WM in Brasilien produziert worden war. Auch wenn die WM zum Zeitpunkt ihres Besuches schon vorbei war, wurde noch immer an sie gedacht. Das Objekt erzählt ein Stück Familien- und Fußballgeschichte und damit von einer individuellen und gleichzeitig kollektiven Verbindung zwischen Deutschland und Brasilien.

Das Motiv auf dem Glas zeigt Fußballfans und die brasilianische Nationalflagge. Diese Verbindung zwischen Leidenschaft und Nationalität spielt bei sportlichen Begegnungen bzw. in der Wahrnehmung der Fans und auch Beobachter:innen oft eine große Rolle. So wird dem Sport zum Beispiel eine so genannte integrative Wirkung zugesprochen, die er für Kinder mit Einwanderungsgeschichte oder für Teams haben soll, bei denen Spieler:innen aus verschiedenen Herkunftsländern eine Mannschaft bilden. Im Gegensatz dazu stehen die zahlreich belegten rassistischen Äußerungen, die Fans in Stadien machen.

Besonders verheerend ist die Verbindung von Migration und Fußball bei der für dieses Jahr in Katar geplanten Weltmeisterschaft, bei der zum aktuellen Zeitpunkt über 15.000 Arbeitsmigrant:innen in Katar gestorben sind.

Haben auch Sie …

… eine Aus- oder Einwanderungsgeschichte Ihrer Familie zu erzählen und möchten diese mit den dazugehörigen Objekten und Dokumenten dem Deutschen Auswandererhaus für seine Sammlung übergeben? Dann kontaktieren Sie bitte Dr. Tanja Fittkau unter der Rufnummer 0471 / 90 22 0 – 0

oder per E-Mail unter: t.fittkau@dah-bremerhaven.de

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